Nur wenige Kilometer ausserhalb von Zürich liegt ein Ort, der scheinbar aus der Zeit gefallen zu sein scheint und gleichzeitig innovativ ist. Das Kloster Fahr, eingebettet in die grüne Landschaft des Limmattals, öffnet seine Tore für Menschen auf der Suche nach Ruhe, Reflexion oder schlicht einer kleinen Auszeit aus dem Alltag. Die Benediktinerinnen leben hier seit dem 12. Jahrhundert nach der Regel des heiligen Benedikt: «ora et labora – bete und arbeite». Doch das Kloster ist nicht nur Rückzugsort für Ordensfrauen, sondern auch ein lebendiger Ort für Gäste, Wandernde, Kulturinteressierte und Sinnsuchende.
Ankommen – zu Fuss oder mit dem Zug zum Kloster Fahr
Der Weg zum Kloster ist Teil des Erlebnisses. Wer möchte, kann die Anreise mit einer kleinen Pilgerwanderung verbinden. Vom Zürcher Landesmuseum aus führt der rund anderthalbstündige „Kloster-Fahr-Weg“ entlang der Limmat durch städtische und naturnahe Abschnitte bis hin zur Klosteranlage. Alternativ ist das Kloster auch bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Ein kurzer Spaziergang von der nächsten Bushaltestelle führt direkt zum Eingang des weitläufigen Geländes.

Auszeit für Frauen – auf Zeit im Kloster leben
Frauen, die sich eine Unterbrechung vom Alltag wünschen, finden im Kloster Fahr einen geschützten Raum für Einkehr und wieder zu sich selbst finden. Ob für ein paar Tage oder mehrere Wochen: Frauen können auf Zeit im Gästehaus des Klosters wohnen und am benediktinischen Alltag teilhaben. Die Gäste nehmen, wenn sie möchten, an Gebetszeiten teil, geniessen die Ruhe der Klosteranlage und finden im Gespräch mit einer Schwester Orientierung. Diese Form des Rückzugs steht allen Frauen offen, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit. Voraussetzung ist die Bereitschaft zur Stille, zum Mitgehen im klösterlichen Alltag und zum Respekt gegenüber den spirituellen Grundlagen des Hauses.
Klostergarten – gelebte Schöpfungsverantwortung
Wer das Kloster Fahr besucht, merkt schnell: Gärten spielen hier eine zentrale Rolle. Der barocke Kreuzgarten, der Propsteigarten sowie der jüngere „Laudato si’-Garten“ verbinden Natur mit Spiritualität. Die sorgfältig gepflegten Beete und Blumeninseln laden nicht nur zum Flanieren ein, sondern spiegeln die Haltung der Benediktinerinnen zur Natur wider – als Geschenk und Aufgabe zugleich. Der Garten wird als Ort der Stille und der Begegnung verstanden, offen für Gäste, Schulklassen und Gruppen, die das Zusammenspiel von klösterlicher Spiritualität und ökologischer Verantwortung entdecken möchten.
Thematische Gartenführungen geben Einblick in die symbolische Bedeutung der Pflanzen, die nachhaltige Pflege oder das spirituelle Verständnis der Benediktiner von der Natur. Hier ist der Garten nicht Dekoration – er ist ein lebendiger Teil des klösterlichen Lebens.

Gastfreundschaft am Tisch: Restaurant „Zu den Zwei Raben“
Einer der beliebtesten Anziehungspunkte des Klosters ist das öffentlich zugängliche Restaurant „Zu den Zwei Raben“. In historischem Ambiente werden saisonale Gerichte serviert, viele Zutaten stammen aus dem klostereigenen Garten oder von regionalen Partnerbetrieben. Das Restaurant verbindet klösterliche Schlichtheit mit kulinarischer Qualität. Die Küche verzichtet auf Überladenes, hier stehen liebevoll gekochte Speisen mit in der Klosterküche frisch verarbeiteten Zutaten im Vordergrund.
Besonders gefragt sind die traditionellen Klosterspezialitäten wie Kräuter-Gnocchi, Eintöpfe oder Apfelküchlein, ergänzt durch eine kleine, sorgfältig ausgewählte Weinkarte. Im Sommer lädt der ruhige Gartenbereich des Restaurants zum Verweilen unter Bäumen ein.
Produkte aus klösterlicher Handarbeit
Der Klosterladen bietet eine Auswahl an Erzeugnissen, die direkt aus dem Leben der Gemeinschaft stammen. Hier findet man Honig aus eigener Imkerei, Teemischungen, Meringues, Kräutersirup, Weine, handgemachte Karten oder auch kleine spirituelle Geschenke. Jedes Produkt trägt die Handschrift der Menschen, die es hergestellt haben – authentisch, schlicht, hochwertig. Wer etwas mitnehmen möchte, das an den Ausflug in das Kloster Fahr erinnert, eine Kleinigkeit für Magen oder Seele oder ein liebevolles Geschenk sucht: Hier findet jeder etwas.
Führungen und Veranstaltungen im Kloster Fahr
Das Kloster öffnet seine Pforten regelmässig für Gruppen, Vereine, Schulklassen und Interessierte. Führungen durch die Kirche, die Gärten, die geschichtsträchtigen Gebäude und den Silja-Walter-Raum – eine Hommage an die bekannte Ordensfrau und Lyrikerin – geben Einblicke in das Leben hinter den Klostermauern. Darüber hinaus bietet das Kloster thematische Veranstaltungen, Vorträge oder stille Tage an, zu denen auch Gäste jederzeit willkommen sind.
Verein Kloster Fahr – Unterstützung für den Erhalt
Damit dieser besondere Ort auch in Zukunft bestehen kann, wurde der Verein „Freundinnen und Freunde des Klosters Fahr“ gegründet. Ziel ist es, das Kloster ideell und materiell zu unterstützen, insbesondere in der Erhaltung der historischen Anlage und bei der Weiterentwicklung der Angebote. Der Verein ist offen für alle, die sich dem Kloster verbunden fühlen, sei es spirituell, kulturell oder persönlich. Mitglieder profitieren unter anderem von exklusiven Veranstaltungen, Einblicken hinter die Klostermauern und der Möglichkeit, sich langfristig für den Fortbestand des Klosters zu engagieren.
Fazit: Das Kloster Fahr ist mehr als ein religiöser Ort. Es ist ein Raum der Ruhe, der Gastfreundschaft und der Reflexion – offen für alle, die einen Moment innehalten möchten. Ob als Wanderziel, spiritueller Rückzugsort, Kulturstätte oder Genussadresse: Die Klosteranlage bietet einen selten gewordenen Raum der Stille, wo jeder, unabhängig seiner Religion und seines Glaubens die Seele baumeln lassen und wieder Kraft für den Alltag schöpfen kann. Und vielleicht ist es gerade das Zusammenspiel aus Schlichtheit, Geschichte und gelebter Offenheit, das diesen Ort so besonders macht.