Seit vielen Jahren warten die Zürcherinnen und Zürcher auf ein neues Fussballstadion. Nun hat es erstmals wieder einen wichtigen Fortschritt gegeben: Einer der hartnäckigsten Beschwerdeführer hat seine Einsprache überraschend zurückgezogen. Dieser Schritt ebnet den Weg für das Projekt «Ensemble», das auf dem Areal des alten Hardturm-Stadions im Zürcher Westen neben dem Stadion auch zwei Hochhäuser mit rund 600 Wohnungen, ein Drittel davon gemeinnützig, umfasst.
Bedeutung des geplanten Stadions für Zürich
Die Stadt und mit ihr vor allem die beiden grossen Zürcher Fussballclubs GC und FCZ stehen aktuell ohne echtes Fussballstadion da. Beide Vereine spielen derzeit im Stadion Letzigrund, das eigentlich ein Leichtathletikstadion ist und von den Clubs nur gemietet wird. Unter anderem wegen dieser Notlösung haben die Verantwortlichen sowie die Stadtzürcher Stimmbevölkerung bereits im November 2018 mit grosser Mehrheit das Projekt «Ensemble», welches ein modernes Fussballstadion sowie zwei Hochhäuser beinhaltet, befürwortet. Trotz der klaren Zustimmung blieb der Baustart aufgrund unzähliger Vorbehalte und Einsprachen aus. Besonders ein Rekurrent legte vor dem Zürcher Verwaltungsgericht vehement sein Veto ein. Das führte zu stetigen Verzögerungen und die Ungeduld der Clubs, deren Fans sowie der Stadt wuchs.

Hoffnung auf Baustart 2027
Mit dem überraschenden Rückzug der aktuellen Beschwerde, in der es um Lärmschutz, Verkehrszunahme und der Auswirkungen der Hochhäuser auf das Stadtbild ging, keimt nun erstmals wieder vorsichtiger Optimismus auf. Die Bauherrschaft, bestehend aus der Credit Suisse Asset Management und den beiden Clubs GC und FCZ, hofft auf einen Baustart im Jahr 2027. Sollte alles nach Plan verlaufen, könnten die Züricher und ihre Gäste ab 2030 endlich Fussball in einem echten Fussballstadion mit rund 18’000 Zuschauerplätzen erleben. Gleichzeitig würden mit dem Bau der im Projekt vorgesehenen Wohnhäuser etwa 600 bezahlbare Wohnungen entstehen. Das wäre ein städtebaulicher Impuls, der die Attraktivität der Stadt Zürich weiter steigert.

Noch sind nicht alle Hürden genommen
Ganz ausgestanden sind die Probleme rund um das Planungsprojekt noch nicht, denn es ist eine weitere Beschwerde gegen das Projekt anhängig. Ob auch diese zurückgezogen oder vom Gericht abgelehnt wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Dennoch: Nach Jahren der Blockaden und des Frusts schöpfen viele Zürcherinnen und Zürcher wieder Hoffnung, dass ihre Stadt bald über ein Fussballstadion verfügt, das diesen Namen tatsächlich verdient.
Stadtentwicklung Zürich-West
Das Stadionprojekt hat über den Sport hinaus eine weitreichende Bedeutung, denn es wirkt sich direkt auf die städtebauliche Entwicklung von Zürich-West aus. Mit dem Bau des geplanten Stadions und den beiden markanten Hochhäusern soll das bisher teils brachliegende Hardturm-Areal zu neuem Leben erweckt werden. Letztlich geht es bei allen Diskussionen um weit mehr als nur um Fussball. Im Kern berührt das Projekt Fragen der Stadtidentität, der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, der Gestaltung des öffentlichen Raumes und der Quartierentwicklung. Der Rückzug der hartnäckigsten Beschwerde markiert daher nicht nur einen formalen Verfahrensschritt, sondern auch einen symbolischen Meilenstein auf dem Weg zur Neugestaltung von Zürich-West.